Harte Arbeit war‘s schon immer. Bauernhöfe bilden die Ränder um die Städte. Manchmal sind die Acker- und Wiesenflächen durch Straßenbau zerrissen. In diesem Jahr besuche ich einige Höfe und schwelge in Erinnerungen. Bauernhof und Ruhrgebiet – klingt wie Bergmann und Seefahrt.
Postindustrielle Landwirtschaft
Alles dreht sich um Industrie, Post-Industrie, Kreativwirtschaft, um Strukturwandel. Obschon die Diskussionen um unser Essen derzeit alles dominiert (trotz arabischer Irritationen), gibt es kaum Interesse an hiesiger Landwirtschaft, die keineswegs komplett verschwunden ist. Was macht der Bauer heute hier im Revier? Hof-Feste mit Honigverkauf und Hängebauchschweinchenstreicheln, Brunch und Lunch, Hochzeit am Schweinestall? Daneben gibt es immer noch zahlreiche Höfe, die sich ums Überleben herum spezialisieren.
Der Bauernhof – eine Illusion vom romantischen Landleben
Der Strukturwandel hat abseits der Öffentlichkeit auch im Landleben zugeschlagen. Nichts ist mehr so wie es einst war, als ich als kleiner Mensch meine gesamte „Freizeit“ auf den Höfen von Onkeln, Tanten und Oma verbrachte – Ende der 50er, Anfang der 60er. Vor der Schulzeit, dann in den Ferien, besuchte ich Schweine, Kühe, Schafe und Hühner – alle auf einem Hof, hin und wieder ein Pferd. Oma arbeitet im Garten, die anderen auf dem Feld, im Stall oder in der Küche. Gerade kommen Melkmaschinen in Mode, der Anfang der Entfernung des Menschen von der Milch. Hände weg – Saugstutzen ran an den Euter. Rückblickend eine prägende Zeit mit Blutrühren und selbst gesammelten Eiern.
Es ist ein Kreuchen und Fleuchen
Kreuchen und fleuchen sind die alten Beugungsformen von „kriechen“ und „fliegen“, die zur Zeit Schillers (siehe Wilhelm Tell (III, 1) üblich waren. Für den Städter ist der Bauernhof immer noch eine ferne Sache, irgendwo im Sauerländischen oder Münsterland, wo es fiepst, quiekt und gackert. Es gibt allerdings noch zahlreiche Höfe im Ruhrgebiet. Alle mussten sich spezialisieren. Auf meiner Suche nach dem alten Idyll bin ich nicht fündig geworden. Entweder nur Rinder, nur Geflügel, nur Schweine, manchmal Schafe, darauf müssen sich der Landmann und die Landfrau konzentrieren. Und wenn dann am Wochenende Besucher kommen oder in der Woche Schulklassen, dann wird aufgeklärt und entzaubert.
Ruhrauenwind und Autobahnknotengesäusel
Das Ehepaar Schulte in Schwerte residiert in einem historischen Gemäuer, umgeben von einem Wassergraben, von dem niemand genau weiß, wie alt es ist. Von dort hat man einen Überblick über die Wiesen, die sich bis zur Ruhr im Hintergrund in die Landschaft legen und auf denen ab Frühjahr die Charolais-Rinder weiden, reine Fleischlieferanten. Das ist die Spezialität des Hofes und wenn man die süßen weißen Kälber sieht, will man nicht fragen, wie lecker denn das Steak vom Charolais ist. Der Hofhund ist der inzwischen seltene Spitz, so wie bei meiner Oma in Wertherbruch, eines der Hamminkelner Dörfer.
Auf dem Areal des Drei-Städte-Ecks (Bochum, Gelsenkirchen, Essen) liegt der Budde-Hof am Mechtenberg, der Hof auf Essener Gebiet, dahinter die A40, davor – durch Baum und Strauch verdeckt – der Zubringer. Hier dominiert das Huhn. Es gibt Pferde, hin und wieder Veranstaltungen, einen Hofladen und „Streichelzoo“ – trotz Fahrgeräusch hat man gefühlte Ruhe. Es gibt Frühlingsfeste, Eierfeste, Kürbisparties und Ackerbau. Die Mischung macht’s.
Neues aus Hawaii
Frl. A. aus Do: „Snorkeling at Hanauma Bay was great! Saw a lot of fishes and a huge turtle.“
Nachricht aus Ägypten
„Hallo Rolf, ich bin in Alexandria und wie es aussieht, geht alles „back to normal“. Morgen sollen die Banken wieder aufsperren und die Bibliothek. Die Situation in Kairo ist sicher anders und leider auch unsicherer für Ausländer/innen. Heute habe ich gehört, dass die Protester ein Komitee gebildet haben um mit der Regierung zu verhandeln, auch mit konkreten Forderungen. Das ist ein erster Schritt, auch wenn dieser Idiot nicht zurücktritt. Hoffen wir das Beste! liebe Grüße, Renata“